abgelehnter Asylantrag

Nachdem ich gerade einen wahren Marathon in Sachen Asylanhörungen hatte, füllt mir das BAMF jetzt mit gruseliger Beharrlichkeit den Briefkasten mit den scheußlich gelben Umschlägen (die man übrigens dringend aufbewahren muss), in denen sie dann erklären, warum der Flüchtling kein Flüchtling ist, bzw. sein Antrag auf Asyl, subsidären Schutz oder Flüchtlingsstatus abgelehnt ist.

Jeder Bescheid zieht für mich einen ganzen Rattenschwanz an eiliger Arbeit nach sich.
Und natürlich ein "wie sag ich es meinem Mündel".
Ein Freund tröstete mich "na, die müssen aber doch auch ganz schön was auf dem Kerbholz haben, dass sie abgeschoben werden!"
Darum mal wieder ein Eintrag im Blog, für die die es interessiert.
Also:
ein Asylantrag wird einzig deshalb abgelehnt, wenn der Flüchtling bei seiner Asylanhörung den Anhörer bzw. den Entscheider nicht davon überzeugen konnte, dass er individuelle Flucht- bzw. Asylgründe hat.
Das kann daran liegen, dass er keine Flucht- bzw. Asylgründe hat, wie das BAMF dann vermutet oder aber daran, dass der Flüchtling nicht vertieft über das sprechen möchte oder kann was passiert ist, oder dass das BAMF einen Iraner als Sprachmittler für einen Afghanen einsetzt und die beiden sich schlicht nicht (gut) verstanden haben.

Ob und wie sich der Flüchtling zwischenzeitlich in Deutschland integriert hat, steht auf einem völlig anderen Blatt.
Wer hier in Deutschland Mist baut, wird erst einmal nach deutschem Recht in Deutschland zur Rechenschaft gezogen.
Meine 3 abgelehnten Asylanträge betreffen allesamt Jungs, die ca 2015 kamen, in DAZ Klassen gesteckt wurden und gerade ihren Hauptschulabschluss machen.
In der Zwischenzeit haben sie Deutsch gelernt, in verschiedenen Betrieben ein Praktikum gemacht und Vorträge zum Thema Demokratie und Frauenrechte bekommen.
Nette Jungs, die in ca. 3,5 Jahren vollwertige Steuerzahler werden.
Mit EQJ (Einstiegsqualifizierung Jugendlicher) dauern ihre Ausbildungen meist 6 Monate länger, als die üblichen 3 Jahre.
Und nein, sie nehmen nicht den deutschen Jugendlichen die heiß begehrten Stellen weg, denn nach 2 Jahren Deutsch, wählt man besser einen Handwerksberuf, bei dem die Berufsschule nicht zu anspruchsvoll ist.

So mancher ehemals besorgter Bürger, schlägt nun die Hände über dem Kopf zusammen.
Warum sollen die denn abgeschoben werden?

Ja ...
Warum, könnte man nun auch fragen, haben nur die unter 18 Jährigen das Glück, umgehend in DAZ Klassen gesteckt zu werden?
Wer 18 ist, hat nämlich bereits 2 Jahre hinter sich, in denen er keinerlei Anspruch auf Deutschunterricht hatte, bis nun eine Entscheidung zu seinem Asylantrag kommt.
Wenn sein Flüchtlingsstatus bestätigt wurde, kann er nun mit dem Deutschunterricht beginnen, so er denn Platz in einem der Kurse findet.
Bis dahin blieben ihm nur die Ehrenämtler und ihre Deutschstunden.

Egal ... nicht zu weit abschweifen.
Natürlich nehmen wir es nicht einfach so hin, dass die Jungs nun aufgefordert wurden, innerhalb von 30 Tagen Deutschland zu verlassen, sondern stellen Anträge, legen Widersprüche ein, erheben Klage ... schinden Zeit
Erst jetzt wird es wichtig, ob und wie sich die Jungs integriert haben.
Je besser, desto mehr Möglichkeiten gibt es.
(und hier kommt es noch auf das jeweilige Bundesland an - ich glaube, in Bayern hätte ich bei gleicher Ausgangslage viel weniger Chancen. Bzw. meine Jungs)

Einer meinte ungläubig:
die geben mir Geld für Kleidung, stellen mir ein Zimmer, geben mir Nahrung, bringen mir Deutsch bei, lassen mich ein Praktikum nach dem anderen machen, zahlen mir ein Taschengeld, lassen mich Sport machen - und jetzt wo ich langsam etwas zurück geben könnte, schmeißen sie mich raus?

So isses!

Kommentare

  1. Die Reaktion den jungen Mannes ist goldrichtig. Es kann doch gar nicht sein, dass es so läuft!

    Gruss
    Anke

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  2. Das blöde ist, dass das BAMF schnelle Entscheidungen treffen muss und nicht die aktuelle pers. Situation berücksichtigen kann/will, um die Zahlen abzubauen. Ich sehe das in meinem Job, dass ich versuche zu entscheiden, bei welchen Ordnungsverfügungen Fristen verlängern kann. Mein Kollege ist da "zielgerichteter" und hat dementsprechend immer weniger laufende Fälle.

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  3. Ich bin keine von denen, die die Angestellten der BAMF oder der Ausländerbehörde pauschal verdammt. Da arbeiten Menschen mit Vorschriften (und vermutlich auch Quoten ...) an die sie sich zu halten haben. Und wir haben jetzt schon das große Glück, dass zu unseren Ablehnungen keine Textbausteine verarbeitet wurden, sondern echte Begründungen gefunden wurden, auf die wir antworten können. Mir ging es auch eher um den Punkt, nach welchen Kriterien abgeschoben wird. Nicht die Integrationsleistung in Deutschland führt zur Ablehnung, sondern ausschließlich, wie glaubhaft der Asylsuchende bei der Anhörung seine Fluchtgründe darlegen kann.

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