Mittwoch, 26. Juni 2013

der Kampfhahn

Ja, das ist er unser Hahn.
Ist er nicht schön?
Nachdem wir den anderen Hahn auf einen anderen Hof vermitteln konnten, erwarteten wir nun sozusagen den friedlichen Ritt in den Sonnenuntergang, samt Abspann "Happily Ever After".
Den gerupften Hennen würden neue Federn wachsen und nun würden die 3 Hennen mit ihrem Hahn glücklich werden.
Aber leider ...
Dies ist meine Fliegenklatsche:
... nach unserer morgendlichen Begegnung mit dem Hahn.

Vor knapp 3 Wochen passierte es das erste Mal und ich war eher noch amüsiert:
der Hahn nahm plötzlich Anlauf, sprang und flog mit 2 ausgestreckten Füßen auf mich zu.
Durch einen Reflex landete er aber eher in der Futterschüssel, die ich schnell vor mich hielt.
Hahn und ein paar Federn gingen getrennt von einander wieder zu Boden und ich dachte, damit hätte er sicherlich seine Lektion gelernt.
Nö.
Seine Angriffe wurden häufiger und keiner von uns ging mehr unbewaffnet in den Garten.
Die Fliegenklatsche liegt neben der Gartentür und wenn der Hahn meinte, uns blöd kommen zu wollen, hielten wir sie vor uns.
Tja ...
Heute hat die Fliegenklatsche eindeutig verloren ... als ich die Hühner aus dem Stall ließ, schoss der Hahn auf mich los und jetzt habe ich eine (eher kleine) Wunde am Bein und brauche eine neue Fliegenklatsche, denn diese ist nun recht kurz und seitlich fehlt was.
Dafür stolziert der Hahn nun triumphierend durch den Garten.

Ja, das ist so etwas mit den Siegen ...
... denn ohne dass er dies ahnt, sind wir nun beide sehr glücklich.

Montag habe ich den Hahn nämlich einem Nachbarn geschenkt.
Er ist Tierarzt.
Ich habe keine Ahnung, was er mit dem Hahn vorhat - sicherlich bringt er ihn auf einen wunderschönen Bauernhof zu ganz vielen anderen Hennen ... ganz bestimmt ... und dass er sich genau nach dem Alter des Hahns erkundigte
"er ist ein gutes Jahr alt, Freilandhaltung und immer nur Bio-Futter!"
ist sicherlich nur fürsorglich gemeint ...

Ok, ja, ich gebe mich geschlagen.
Den anderen Hahn haben wir wirklich noch vermitteln können, aber wer möchte schon einen prächtigen Kampfhahn haben?
(einen, der schon 2 Küken gekillt hat und ständig die Hennen rupft???)

Ich habe mir ganz genau erklären lassen, wie man Hühner mordet.
Dann bin ich ganz entschlossen in den Garten gegangen, habe ganz entschlossen wieder kehrt gemacht und noch entschlossener telefoniert.

Ja, ich gebe mich geschlagen und den Hahn ... weg.
Ja, sie werden ihn vermissen ...
Immerhin hatte er ein sehr schönes, sexuell erfülltes Jahr bei uns ... das ist sehr viel mehr als andere Hähne so bekommen.
Er hat heute allen Mut zusammengenommen, eine Fliegenklatsche besiegt und wenn auch nicht die Hand, die ihn füttert, sondern eher den Oberschenkel der ihn ... Ihr wisst schon ... verletzen können ...

... und ich kann in den nächsten Tagen einen blauen Fleck samt Miniwunde betrachten und mir immer wieder sagen, dass es richtig war, ihn zu verschenken.
Eine klassische Win-Win-Suppensituation ...

Montag, 10. Juni 2013

Sachspenden

Nach dem Hochwasser schwappt nun die Welle der Hilfsbereitschaft in Form von Sachspenden auf die betroffenen Gebiete zu und ich sehe da sehr viel Altkleider und Sperrmüll vor mir.
Vor- oder Nachteil meines Alters ... man hat alles schon mal erlebt und mitgemacht.
So habe ich auch einige Zeit unsere Garage zu einer Sachspenden-Sammelstelle umfunktioniert und das Gute in meinen Mitmenschen so nah kennengelernt, dass ich lieber niemals darauf angewiesen sein möchte.
Die ersten Kartons nahm ich noch arglos dankend an und packte sie erst später aus.
Böser Fehler.
Obwohl wir damals genaue Listen der Dinge erstellt hatten, die gebraucht werden, befand sich in den Kartons anderes.
Ich zahlte Lehrgeld, indem ich das andere zum Abfallhof brachte und für die Entsorgung zahlen musste.
Künftig öffnete ich die Kartons bevor ich sie annahm.
Wir suchten zB saubere Winterkleidung, Decken, feste Schuhe, bestimmte Medikamente, Verbandsmaterial, Zelte.
Ich glaube, das war es.
Eine Dame lieferte bei mir einen Sack voller verschmutzter Sommerkleidung, Pumps und Riemchensandalen ab, ich bekam defekte Elektrogeräte, einen Rasenmäher, ein Fahrradgestell, ein aufblasbares Gästebett (sichtbar defekt), mehrfach Lebensmittel die über ihre Haltbarkeit hinweg waren.
Gelegentlich war es nicht ganz so einfach, freundlich aber bestimmt diese "Hilfe" abzulehnen.

Ja, wer den Schaden hat, soll sich über den Sperrmüll anderer gefälligst freuen.
Diese Welle der Hilfsbereitschaft - alter Zyniker der ich nach Monaten mit Sachspenden-Sammlungen wurde, besteht in meinen Augen zu gut 80% aus Leuten, die schlicht das Geld der Abfallentsorgung sparen und auch noch als Helden gefeiert werden wollen.
Eine Dame brachte mir zB einen Karton unsortierter Kleidung, in der wohl ihre Katze ganze Generationen von Nachwuchs bekommen hatte und war der irrigen Meinung, "ich solle froh sein, wenn ich überhaupt etwas bekäme".
Unser Nachbar war dann so nett, ihr Auto zu blockieren, bis sie ihren Karton laut schimpfend wieder in den Kofferraum stellte und verschwand.

Ok, es gab auch einsichtige unter den Sperrmüllbringern, die noch einmal kamen und dann Sinnvolles brachten.
Ach, am liebsten war mir dann aber die Frau, die so einsichtig war und sich ebenfalls als Sammelstelle anbot.
Lieb wie ich war, übertrug ich ihr umgehend die ehrenvolle Aufgabe, die Kölner Sammelstelle bei sich selbst zu eröffnen und zog mich aus dem Sachspendengedöns endgültig und nachhaltig zurück.

Mit Schaudern denke ich zurück an Diskussionen darüber, was Kriegsflüchtlinge im Winter mit Bikinis, einzelnen Schuhen (es gibt auch Einbeinige!), defekten Rollschuhen, verschmutzter Unterwäsche ... anfangen sollten.