anständig essen
Oh, herrlich! In meiner Post fand ich das Buch "anständig essen" von Karen Duve. Seither ist meine Arbeitszeit doch arg geschrumpft, denn ich muss lesen. Nicht nur, ist Ernährung ja mein Thema, sondern Karen Duve auch noch meine Schriftstellerin. Eine Kombination aus beidem ist literarischer Kakao mit Rum und Sahne. Wobei - keine Sahne derzeit, denn ich habe mich schon bis zum veganen Kapitel vorgelesen. Karen Duve ist auf eine höchst unterhaltsame und auch nette Art boshaft und ihr Buch über anständige Ernährung, gerät nun endlich mal nicht zur drögen Pflichtlektüre, sondern hat eine Sogwirkung. (wenn ich da nur an das sterbenslangweilige "Unter Gurken" denke ...) Man will immer weiter und weiter lesen, auch wenn man dauernd "einen" verpasst bekommt. Ich finde es sehr angenehm, dass sich die Kundschaft in den Bioläden gewandelt hat und die Missionare nun eher Exoten sind. Nichts finde ich kontraproduktiver als Tierschützer, die mit widerlichen Schockbildern sämtliches Interesse am Thema "artgerecht" im Keim ersticken. Ihnen gegenüber steht die Lebensmittelindustrie, die uns Verbrauchern zu gerne den Wunsch erfüllt, uns einzulullen. Pfanner zB druckt uns Früchte auf die Saftpackungen, die dann gar nicht enthalten sind und die Hühnerquäler sind so nett, Fachwerkhöfe auf die Packungen zu drucken. Oh, und Milka versüßt uns den Schokoverbrauch mit dieser niedlichen lila Kuh, die seit Jahrzehnten glücklich auf einer Alm lebt. Karen Duve ist nun keine, die uns die Schockbilder vor die Nase hält, so dass wir dann 2 Tage ein schlechtes Gewissen haben und ihr Buch nach 17 Seiten im Schrank verstaubt. Ihr "Trick" ist eher der, dass sie schildert, auf welche Fakten sie so gar keine Lust hat - und dieses Gefühl teilend, wird man lustig nebenbei informiert. Statt zu sagen: trinkt keine Coca Cola, denn Coca Cola setzt Killer auf Gewerkschaftsbosse an!, schildert sie, dass sie doch wieder eine Cola getrunken hat, obwohl sie das nicht mehr tun will, weil da Killer auf die Gewerkschaftsbosse (irgendwo) angesetzt wurden. Haha, die Karen, die Nulpe, kann man denken und nebenbei bleibt das mit der Coca Cola hängen und ich habe gestern dann doch mal wieder Bionade gekauft. Yep, ja, stimmt, ich bin ein Cola light Süchtling ... Und habe es hinbekommen, mir meine Cola light wieder zu gönnen, indem ich beschloss, dass es pädagogisch unklug sei, sie Oliver zu verweigern, der dann irgendwann sicherlich eine Art Suchtverhalten entwickeln würde, statt einen ähm, gemäßigt vernünftigen Umgang ... bla blupp - alles Unsinn, Muttern wollte Cola und hat sie sich schöngeredet ... Es wäre herrlich, wenn eine Transfair-Cola-light auf den Markt käme. Das light ist natürlich Schwachsinn, aber lacht mal: ich mag den Geschmack der normalen Cola nicht und rumms bin ich damit natürlich für keine Bio-Cola zu gewinnen, der der eklige Süßstoffgeschmack fehlt, denn genau den mag ich. Ok ... Saftschorlen und Bionaden mag ich auch - kann man nur so ganz schlecht Alkohol reinkippen. Ich kippe zu gerne Alkohol in Cola light rein ... Da aber Karen Duve nun schildert, dass sie das auch gerne tut (bis auf den Alkohol) und wie sie dann im Kino trotz ihres Gewerkschaftskillerwissens doch noch eine Cola trinkt, kann man amüsiert weiterlesen, wird informiert und kauft Bionade ... hin und wieder ... Und nein, Bionade ist nicht teurer als zB Cola, denn dadurch, dass sie teuer ist, genießt man sie bewusster und seltener und trinkt ansonsten Wasser, was eh gesünder ist. Und preiswerter. Die gleiche Erfahrung habe ich mit dieser Wahnsinns leckeren weißen Schokolade mit den Blümchen drin aus dem Bioladen gemacht. Während die Lebensmittelindustrie immer härtere Geschütze auffahren muss, damit ein Lebensmittel überhaupt noch "toll" ist - es muss nicht nur schmecken, sondern auch noch verjüngen, Blähbäuche entgasen und schlank machen (bei Kinder-Lebensmitteln kommt immer noch eine Portion "macht schlau!" dazu) - reicht bei dieser Schokolade die Kombination aus wunderschöner Optik, unschlagbarem Duft, göttlichem Geschmack und gepfeffertem Preis. Während man sich die Milka tafelweise "reinschiebt", bröckelt man sich ganz langsam durch die Blütenschokolade und hat trotz der deutlich kleineren Menge das Gefühl, sich sonstwas gegönnt zu haben. Dadurch ist das Bio-Produkt sowohl für das Portemonnaie, als auch den Körperfettanteil deutlich besser. Erinnerten vor wenigen Jahren die Bio-Kekse noch an DDR-Kaugummis (und haha, selbst der vehementeste Ostalgiker kann die nicht verklären, denn sie lösten sich im Mund umgehend zu mehligen Bröckchen auf, die man nur ganz schnell wieder ausspucken wollte) (ich habe zu gerne Freunde veräppelt und diese Streifen in Wrigleys Papier gesteckt ...) so sind die Bio-Backwaren nun das, was die Konventionallen eigentlich versprechen. Gebacken wird mit "echter Butter", Honig und Bioprodukten. Die Sachen schmecken auf die Art tatsächlich mal nach dem, was ihr Aussehen verspricht. Echte Butter ist lustig, nicht wahr? Mittlerweile gibt es auch, Cremefine sei Dank, "echte Sahne". Ich ignoriere die Light-Produkte nicht ganz - sieht man ja schon an der Cola - aber Cremefine? Alles was man braucht, um getrost auf die meisten Light-Produkte verzichten zu können, ist ein Esslöffel. Ein Esslöffel Sahne oder ein Stückchen Butter geben den Speisen einen guten Geschmack, da sie (bzw Fett) eine geschmacksverstärkende Wirkung haben. Wer Cremfine benutzt, hat das gute Gefühl, einen kalorienarmen Ersatz für Sahne zu haben und portioniert großzügig. Der "dudarfst"-Effekt. In Wirklichkeit hat das Zeug gerade mal 11% weniger Fett als Sahne. Dafür aber lustige Inhaltstoffe. Nicht unbedingt Dioxin belastetes Öl oder so, aber es ist doch so, dass wir eigentlich gerade Sahne haben wollen, oder? Sahne ist fett ... wissen wir ... aber Sahne bringt mehr von den gesunden ungesättigten Fettsäuren auf den Teller, während Cremefine einem mehr von den gesättigten Fettsäuren serviert. Ungesättigt ist gut, gesättigt ist böse. Das Warum habe ich längst vergessen. Ich finde es kompliziert genug, mir zu merken, welches welches ist ... Pflanzliche Fette sind noch wieder besser, aber wir wollten ja Sahnegeschmack und den hat selbst das beste Olivenöl nicht. (probiert mal Kürbiskernöl - macht gruselige Flecken, schmeckt in Salat aber göttlich!) Wer also Sahnegeschmack haben und 11% Kalorien einsparen möchte, der nimmt einen Esslöffel und portioniert die Sahne, statt einfach zu kippen. Das spart die 11% ganz locker ein ... einfach mal ausprobieren. Wer Zeit hat, der kippt die Sahne auch nicht einfach in die Suppe, sondern schlägt sie auf und serviert nun Suppe mit kleinem Sahnehäubchen. Wetten, dass jeder Mitesser, der sich die Sahne selbst in seine Suppe rührt, sie danach auch schmeckt, obwohl es eigentlich weniger Sahne ist, als sonst? Während man bei der Light-Plörre nicht nur automatisch mehr nimmt, weil sie ja kalorienärmer ist, sondern danach auch noch das Gefühl hat, ruhig noch anderswo zugreifen zu können, denn immerhin hatte man ja keine Sahne ... Je fetter jemand ist, desto mehr "light" wird gekauft. Nicht unbedingt um abzunehmen. Dicke sind ja nicht blöd, sondern dick. Aber dennoch greift man gerne mal zu "light", weil man beim Einkauf gerne ein gutes Gewissen hat. Darum die heile Welt in Form von Bildern glücklicher Fleischlieferanten - lächelnde Schweine, Hühner auf Misthaufen, frisch gestriegelte Kühe und dann auch noch "Serviervorschläge". Wäre es nicht lustig, die Verkäufer von Tiefkühl-Pizza müssten tatsächlich Fotos ihrer eigenen Produkte verwenden? Haha - oder Burger King und Mc Donalds ... Oh, das hat übrigens schon alles und schon lange nichts mehr mit Karen Duves Buch zu tun. |
> das hat übrigens schon alles und schon lange nichts mehr mit Karen Duves Buch zu tun.
AntwortenLöschen... sondern könnte der Pot zu deinem Buch werden ...
Nein, das habe ich nicht drauf - ich fange an zu missionieren und das langweilt
AntwortenLöschenokay, dann lese ich weiter nur häppchenweise von dir ...
AntwortenLöschenbislang war es nie langweilig und kenn' das mit dem Missionieren ...