die Holunderblüte endet :)

Gestern blieb mein Blütenkorb leer, denn ich musste entdecken, dass auf den meisten Blütendolden nun vereinzelt auch schon verblühte Blättchen zu entdecken waren.
Dafür ist unsere Kate nun von Walderdbeeren umzingelt und es wird Zeit, die Kapseln des gelben Mohns "zu ernten" und meine Wiese damit zu füttern, auf dass sie im nächsten Frühjahr auch gelb blüht.
So eine Wildblumenwiese ist keine einfache Sache, da die Grassamen dominante kleine Biester sind, die ihre bunt blühende Konkurrenz schlicht im Keime erstickt.
Das Mähen ist die eine Sache, aber es muss a) noch vor dem großen Grassamenflug geschehen und b) muss das Heu dann weggeharkt werden.

Ach ja, Michaelas Abreise.
Nachdem sie uns nonstop versicherte, nicht nervös zu sein, waren wir doch leise vorfreudig, sie durch den Check In schubsen und dann in Ruhe vermissen zu können.
Tatsächlich bin ich jetzt wieder deutlich ausgeglichener, als noch in der letzten Woche. Es ist sehr viel angenehmer, sich auf die Rückkehr des eigenen Kindes zu freuen, als vor seiner Abreise zu fürchten.

Von ihrem Bruder verabschiedete sie sich noch daheim, damit mehr Platz im Auto für Freundinnen war, die mitkamen.
Da wir gegen 16 Uhr schon am Flughafen waren und der Abflug für 18.45 Uhr angekündigt war, planten wir noch ein gemeinsames Eis Essen.
Nichts war ...
Die beiden Begleiterinnen der aufgeregten Truppe, erledigten umgehend alle Formalitäten und jagten unsere Kinderlein durch den Check In.
Doch ja, ich verstehe auch weshalb.
5 aufgeregte Teenager zu begleiten, ist schon gar nicht soooo einfach.
Aber noch gefühlte 250 herzerreißend schluchzende Angehörige, die aufgeregt herumwimmeln und immer wieder hysterisch fragen, ob der Teenager wahlweise an seinen Reisepass, Impfpass, Ticket - und ist der Reisepass noch gültig? - und reicht das hier wirklich als Visum? - und das kann doch kein Ticket sein?!
Dieses Geschnatter war für die Teenager so heftig, wie für die Begleiter - und ganz ehrlich auch für die Eltern, denn es ist nicht soooo einfach, den angemessenen Hysterie-und-Abschiedsschmerz-Pegel so lange zu halten.
Und hallo?!
Wollen wir unserem Goldschatz etwa das Gefühl geben, weniger geliebt und vermisst zu werden?
Die Konkurrenz war nicht einfach, sage ich Euch ...
Wir waren als erste am Flughafen und ich kaufte meiner Tochter noch schnell Aspirin. Liebende Mutti, die ich bin.
Felix übertrumpfte mich umgehend mit kleinen Dosen der jeweiligen Landeswährungen UND Topsi.
DAS Lieblingskuscheltier aus Kindheitstagen, großzügige Spende von "Totte".
Ja, Topsi ist nun mit in Singapur und jawohl, ich habe den Triumph in den Augen des tollen Vaters gesehen *grummel*
Ich möchte hier bitte anmerken, dass Michaela die letzten Wochen sehr wohl in Sachen Shopping zu nutzen wusste und kleine "das könnte ich im fernen Australien sooo gut brauchen"-Kommentare streute, der keine Mutti je hätte widerstehen können.
Fragt mal mein Konto, dem blutet rot das Herz ...
Aber egal, im nächsten Moment kam Sinans Vater, der ein Pappschild mit "Viel Glück in Down Under" trug!
Mist, an so etwas hatten wir nicht gedacht.
Sein Sieg war kurz, denn ich glaube es war Elenas Familie, die im nächsten Moment ein riesiges Banner ausrollte, auf dem Fotos aller Familienmitglieder zu sehen waren und herzzerreißende Abschiedswünsche.
Sinans Vater steckte sich noch schnell 2 Australien-Flaggen an die Taschen, aber ich glaube, Sieger nach Punkten blieb Elenas Familie.
Die beiden Begleiterinnen warfen einen leise panischen Blick auf die ständig wachsende Abschiedsmeute - und wie gesagt, schwupps verschwanden sie durch den Check In und draußen begann es heftig zu regnen.
Natürlich standen wir nun an den Absperrbändern um nun den letzten Blick für ein Jahr nicht zu verpassen, den wir auf unsere Teenager werfen dürften.
Doofes Drehbuch, sage ich nur ...
... denn unsere Kinder standen nun vor, bei und hinter den Sicherheitsangestellten, während wir heftig winkten und noch letzte Worte gerufen wurden.
Ca. 20 Minuten lang ...
Ich möchte anmerken, dass ich einen sehr triftigen Grund hatte, sehr interessiert in den Sicherheitsbereich zu glotzen, denn anders als die anderen, kam meine Tochter nicht durch!
Panik!
(mütterliche Panik, wohlgemerkt - Michaela wirkte eher so, als überlegte sie, jemandem einmal kurz aber schmerzvoll ihr Knie in intime Bereiche zu schlagen)
Plötzlich kam ein kleiner dicker Mann in Uniform und magenta farbenen Schlips auf mich zugerannt und forderte mich energisch auf, alle Bilder zu löschen, die ich vom Sicherheitsbereich gemacht hätte.
Hatte ich aber gar nicht, da meine Kamera eine kleine Knipse mit wenig Möglichkeiten ist.
Doch, es habe geblitzt!, wurde ich angefahren.
Das waren meine Augen, pampte ich zurück.
Ah, sehr gut, ein wenig Nervosität so direkt abbauen zu dürfen!
Das kleine dicke Mann hopste wieder zurück in den Sicherheitsbereich, nachdem ein anderer Angehöriger die Gelegenheit auch dankbar aufgegriffen hatte, sich mit ihm anzulegen, dass wir nur unsere Kinder geknipst hätten und keine dicken kleinen Männer!
Jawohl!
Der Konkurrenz-Angehörige knipste nun noch ein paarmal und prompt kam nun ein großer Mann in anderer Uniform, der sich nicht so drollig aufregte, wie das kleine dicke Mann vorher, sondern erschreckend souverän und abgeklärt am Verstand des Fotografen zweifelte.
Der muste ihm alle Bilder zeigen und sie dann löschen.
Dieser Bruce Willis Typ ging zurück - ha! - und verschleppte mein Töchterlein ganz allein in einen separaten Raum.
"Vielleicht hat sie Drogen dabei!" mutmaßten Konkurrenz-Angehörige neben mir. "Oder Waffen!" meinte eine andere.
"Hat sie nicht!" grummelte ich und überlegte, schnell ganz viele Fotos zu machen, damit der Sicherheits-Hengst wiederkäme und ich ihn fragen könnte, was Sache sei.
Toll, da stand ich keine 100 Meter entfernt und schon ging der Trubel los, ohne dass man irgendwas machen konnte.
Aber endlich kam sie grinsend wieder zu den anderen und wir hielten es wieder wie die kleinen Pinguine:
lächeln und winken!
Nach der überstandenen Aufregung kam mein Töchterlein zum Wesentlichen - sie entdeckte einen Duty Free Shop, steckte die anderen Mädels an und schwupps verschwanden sie aus unserem Blickfeld.
Das allgemeine Aufatmen unter uns Angehörigen war spürbar.
Holla!
Soviel Abschied ist übel anstrengend und ich bin nicht sicher, ob Michaela nach Betreten des Check Ins überhaupt noch einen Blick auf uns geworfen hat, wie wir da lächelten und winkten und uns mit dem Sicherheitspersonal prügelten ...
Und nun?
Wir gingen erst einmal ein Eis essen und Kaffee trinken, während ich auf meinen Tränenausbruch wartete, der bis jetzt noch nicht kam.
Was lustig ist, wie oft ich im Vorfeld plötzlich geflennt habe.
Warten wir auf das nächste sentimentale Lied ... ok, es muss auch irgendwie gut sein. Das neue von Ich & Ich lässt mich vollkommen unbeeindruckt, obwohl es ja vom Text her passt wie Faust auf Auge.
Wir stöberten noch durch die Zeitschriftenshops im Flughafen - die Zeitschriftenläden sind einfach immer der Clou jeden Flughafens!
Man bekommt dort sogar die australische Vogue!
Und kleine Flaschen Wasser für 3,- Euro ...
Danach gingen wir auf die Aussichtsplattform und suchten Gate C16
Ich sah eine 16 und dort stand auch eine Lufthansa-Maschine, aber war das C16?
Gemein war, man konnte in die Gangway schauen, aber sie war doch in einer Entfernung, in der alle Leute wie Playmobil aussehen.
Eine von Michaelas Freundinnen, warf ein, dass sie vor kurzem auch von einem C-Gate gestartet sei und da hätten sie mit dem Bus hinfahren müssen.
Auf dem Feld standen auch einige Lufthansa-Maschinen.
C16?
Ich fixierte kurzsichtig die 16er Gangway und bestand darauf, gerade Michaela gesehen zu haben.
Hatte ich?
Hm, ich sah sie noch zweimal, hielt aber die Klappe.
Sicherheitshalber schauten wir in den kommenden Minuten allen abfliegenden Lufthansa-Maschinen wehmütig nach, aber mein Herz hing doch an der letzten, die D-AISV stand auf der Maschine und hey, als sie im Grau des Himmels verschwunden war, kam ich endlich auf die gute Idee, an der Info zu fragen und:
ja, wir hatten dem richtigen Flieger nachgewunken.



Tja ... toll ... weg ...
Und keine Holunderblüten mehr.
*seufz*

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