Alles wird gut ...
Der Tag fing morgens schon übel an und ließ dann rapide nach ...
Ich wollte arbeiten, nachdem ich Pfingsten doch etwas träge war und beide Kinder hätten heute lange Schule gehabt. Sehr lange.
Vor 16 Uhr wäre niemand zu erwarten gewesen.
Aber ... Oliver saß am Frühstückstisch und statt mich wie gewohnt in Grund und Boden zu sabbeln, stierte er mit glasigen Augen auf seinen Teller und stocherte sehr lustlos in seinem Frühstück herum.
Nicht etwa eine besonders gesunde Müsli-Mischung, sondern Obst mit leckerem (süß!) Quark und noch dazu einem Klacks grünem Wackelpudding von gestern.
Eigentlich erwartete ich Begeisterung und die übliche Mischung aus dem, was Oliver für ein geeignetes morgendliches Plaudern hält. (nacherzählte You-Tube-Filmchen, Sprüche von Sido und Mario Barth und wenn ich erwähne dass das zu albern ist, einen spannenden Quiz, was mein Wissen in Sachen Erdkunde, Physik und Geschichte angeht.)
Erstaunlich - sobald der Knabe mich nicht mit Fragen löchert, wer wann und wo zB das U-Boot erfunden hat, wie lang die erste Pipeline war, was darin floss und welche Länder sie verband (wie tief und wo sie liegt etc), genieße ich nicht etwa die Ruhe, sondern mache mir Sorgen.
Statt zu arbeiten, stopfte ich Oliver also ins Auto und verbrachte den Vormittag mit ihm beim Arzt.
Während wir beim Arzt waren, wurde die Straße aufgerissen, die zur Stichstraße führt, in der wir wohnen. Seit einigen Tagen vibriert unsere kuschlige Kate unter dem Baulärm und es ist immer wieder spannend, von welcher Seite wir nach hause fahren dürfen.
Merke: es ist nie die Seite, von der man gerade kommt!
Als wir nach Stunden vom Arzt kamen, reichte die Baustelle über unsere Straße hinaus, weshalb ich also das Auto einfach in der Straße stehenließ und wir die letzten Meter zu Fuß an den Baggern vorbei in unsere Straße kletterten, denn ich musste eh gleich einkaufen fahren und es lohnte nicht, jetzt wieder komplett um den Block zu fahren um von der anderen Seite kommend in unsere Straße zu gelangen.
Ich stopfte Oliver ins Bett und wollte flugs wieder zum Auto gehen, als ich feststellen musste, dass nicht nur die Straße, sondern nun auch noch der Bürgersteig fehlte, auf dem ich wieder zu meinem Auto gelangen wollte.
Dort war stattdessen ein sehr tiefes Loch, weshalb ich nun also zähneknirschend zu Fuß um den Block marschierte um von der anderen Seite in die Straße zu meinem Auto zu gelangen.
Als ich vom Einkaufen zurückkehrte, hatte man nun dort wieder zugeschüttet und die andere Seite aufgerissen.
Ich wendete, fuhr wieder um den Block und pfiff ein fröhliches Lied, glaube ich.
Nachdem die Einkäufe verstaut und der Sohn hinreichend durchgeschmust war, nahm ich die Hunde, die schon viel zu lange auf ihre Morgenrunde warteten.
Ich ging aus dem Haus und wollte links Richtung Felder und Wälder abbiegen, aber genau:
dort war nun weder Straße noch Bürgersteig und das freundliche Angebot, mir einfach ein Brett über dieses Loch zu legen, lehnte ich fröhlich/freundlich ab.
Hahaha - mit 2 Labbis über ein Brett balancieren ... hahaha
Stattdessen wandte ich mich nach rechts, wo ich einem Wohngebiet an die gut befahrene Landstraße käme ... *grummel*
Ich fürchte, ich bin ein Gewohnheitstier und alles in mir wollte nach links, die gewohnte Runde gehen. Mir wurde bewusst, dass ich mir die Laune durch einen Spatzen-Pups verderben lassen wollte und so beschloss ich, mich zusammenzureißen und das Leben umgehend wieder zu genießen.
So ein bisschen krankes Kind und Baustelle vor dem Haus - das stört doch keinen großen Geist!
Ich lächelte.
Die Hunde störte es zB auch nicht.
Sie hatten sich gerade beide zum Synchron-Kacken ins Gras gehockt.
Mein Blick fiel auf einen Mann mit Harke.
Ich lächelte den Mann mit der Harke an, aber mein sonniges Lächeln wurde mit grenzenloser Fassungslosigkeit beantwortet.
Ha! Dem fehlte die Sonne, die in meinem Herzen scheint, dachte ich kurz, bis ich begriff, dass ich gerade meine Hunde in aller Seelenruhe in seinen Garten kacken ließ.
War mir das peinlich!
Meine Güte, wie kann ich nur derart gedankenlos sein???
Glücklicherweise hat mein augenscheinliches Entsetzen ihn dann aber auch schon vollkommen versöhnt und er sagte fröhlich, dass er gerne gewusst hätte, wo ich denn eben mit meinen Gedanken gewesen sei?!
Puh, ja ... Baustelle ... krankes Kind ... Arbeit ... Hunde ... und die durchschnittliche Konzentrationsfähigkeit einer Amöbe ...
Glücklicherweise sind die Verdauungsprodukte beider Hunde meist undramatisch wegzuräumen, so dass ich bald guten Gewissens weitergehen konnte und mein Nachbar nun eine wunderbare Geschichte über die gedankenlose Hundehalterin da drüben zum besten zu geben hat.
Gna ...
Ich bin dann noch schön weit über die Landstraße wieder rein in meine geliebten Felder und Wälder um dann ca. 100 Meter vor meinem Zuhause wieder vor dem tiefen Loch in Straße und Bürgersteig zu landen.
Mein Nachbar, dessen Grundstück wie eine Halbinsel gleich an 3 Straßen grenzt - die aufgebaggerte, meine und die die zu den Feldern führt, fegte fröhlich seine Wege und warf mir ein wenig Baustellen-Smalltalk in den Weg.
"Ja", sagte ich, "ich muss jetzt auch wieder komplett rum um den Block um nach hause zu kommen!"
Ich bekam erneut einen leicht verwirrten Blick ab (ha! mit über 40 habe ich es doch ganz gut raus, Männer zu verwirren!) und wurde freundlich eingeladen, doch einfach durch seinen Garten zu gehen.
Dass ich auf diesen Gedanken nicht von alleine gekommen bin, ist mir allerdings nicht peinlich.
Ich bin ganz froh, dass ich jemand bin, der die Grenzen anderer automatisch wahrt - und naja, die paar Meter um den Block hätten meiner Figur durchaus nicht geschadet ...
Gut ja ... Konzentrationsfähigkeit einer Amöbe ... Urlaub wäre vielleicht eine Idee ...
PS die Baustelle ist nun eindeutig weiter nach rechts gezogen und ist an meiner Straßeneinmündung vorbei. Zumindest für eine Weile ...
Ich wollte arbeiten, nachdem ich Pfingsten doch etwas träge war und beide Kinder hätten heute lange Schule gehabt. Sehr lange.
Vor 16 Uhr wäre niemand zu erwarten gewesen.
Aber ... Oliver saß am Frühstückstisch und statt mich wie gewohnt in Grund und Boden zu sabbeln, stierte er mit glasigen Augen auf seinen Teller und stocherte sehr lustlos in seinem Frühstück herum.
Nicht etwa eine besonders gesunde Müsli-Mischung, sondern Obst mit leckerem (süß!) Quark und noch dazu einem Klacks grünem Wackelpudding von gestern.
Eigentlich erwartete ich Begeisterung und die übliche Mischung aus dem, was Oliver für ein geeignetes morgendliches Plaudern hält. (nacherzählte You-Tube-Filmchen, Sprüche von Sido und Mario Barth und wenn ich erwähne dass das zu albern ist, einen spannenden Quiz, was mein Wissen in Sachen Erdkunde, Physik und Geschichte angeht.)
Erstaunlich - sobald der Knabe mich nicht mit Fragen löchert, wer wann und wo zB das U-Boot erfunden hat, wie lang die erste Pipeline war, was darin floss und welche Länder sie verband (wie tief und wo sie liegt etc), genieße ich nicht etwa die Ruhe, sondern mache mir Sorgen.
Statt zu arbeiten, stopfte ich Oliver also ins Auto und verbrachte den Vormittag mit ihm beim Arzt.
Während wir beim Arzt waren, wurde die Straße aufgerissen, die zur Stichstraße führt, in der wir wohnen. Seit einigen Tagen vibriert unsere kuschlige Kate unter dem Baulärm und es ist immer wieder spannend, von welcher Seite wir nach hause fahren dürfen.
Merke: es ist nie die Seite, von der man gerade kommt!
Als wir nach Stunden vom Arzt kamen, reichte die Baustelle über unsere Straße hinaus, weshalb ich also das Auto einfach in der Straße stehenließ und wir die letzten Meter zu Fuß an den Baggern vorbei in unsere Straße kletterten, denn ich musste eh gleich einkaufen fahren und es lohnte nicht, jetzt wieder komplett um den Block zu fahren um von der anderen Seite kommend in unsere Straße zu gelangen.
Ich stopfte Oliver ins Bett und wollte flugs wieder zum Auto gehen, als ich feststellen musste, dass nicht nur die Straße, sondern nun auch noch der Bürgersteig fehlte, auf dem ich wieder zu meinem Auto gelangen wollte.
Dort war stattdessen ein sehr tiefes Loch, weshalb ich nun also zähneknirschend zu Fuß um den Block marschierte um von der anderen Seite in die Straße zu meinem Auto zu gelangen.
Als ich vom Einkaufen zurückkehrte, hatte man nun dort wieder zugeschüttet und die andere Seite aufgerissen.
Ich wendete, fuhr wieder um den Block und pfiff ein fröhliches Lied, glaube ich.
Nachdem die Einkäufe verstaut und der Sohn hinreichend durchgeschmust war, nahm ich die Hunde, die schon viel zu lange auf ihre Morgenrunde warteten.
Ich ging aus dem Haus und wollte links Richtung Felder und Wälder abbiegen, aber genau:
dort war nun weder Straße noch Bürgersteig und das freundliche Angebot, mir einfach ein Brett über dieses Loch zu legen, lehnte ich fröhlich/freundlich ab.
Hahaha - mit 2 Labbis über ein Brett balancieren ... hahaha
Stattdessen wandte ich mich nach rechts, wo ich einem Wohngebiet an die gut befahrene Landstraße käme ... *grummel*
Ich fürchte, ich bin ein Gewohnheitstier und alles in mir wollte nach links, die gewohnte Runde gehen. Mir wurde bewusst, dass ich mir die Laune durch einen Spatzen-Pups verderben lassen wollte und so beschloss ich, mich zusammenzureißen und das Leben umgehend wieder zu genießen.
So ein bisschen krankes Kind und Baustelle vor dem Haus - das stört doch keinen großen Geist!
Ich lächelte.
Die Hunde störte es zB auch nicht.
Sie hatten sich gerade beide zum Synchron-Kacken ins Gras gehockt.
Mein Blick fiel auf einen Mann mit Harke.
Ich lächelte den Mann mit der Harke an, aber mein sonniges Lächeln wurde mit grenzenloser Fassungslosigkeit beantwortet.
Ha! Dem fehlte die Sonne, die in meinem Herzen scheint, dachte ich kurz, bis ich begriff, dass ich gerade meine Hunde in aller Seelenruhe in seinen Garten kacken ließ.
War mir das peinlich!
Meine Güte, wie kann ich nur derart gedankenlos sein???
Glücklicherweise hat mein augenscheinliches Entsetzen ihn dann aber auch schon vollkommen versöhnt und er sagte fröhlich, dass er gerne gewusst hätte, wo ich denn eben mit meinen Gedanken gewesen sei?!
Puh, ja ... Baustelle ... krankes Kind ... Arbeit ... Hunde ... und die durchschnittliche Konzentrationsfähigkeit einer Amöbe ...
Glücklicherweise sind die Verdauungsprodukte beider Hunde meist undramatisch wegzuräumen, so dass ich bald guten Gewissens weitergehen konnte und mein Nachbar nun eine wunderbare Geschichte über die gedankenlose Hundehalterin da drüben zum besten zu geben hat.
Gna ...
Ich bin dann noch schön weit über die Landstraße wieder rein in meine geliebten Felder und Wälder um dann ca. 100 Meter vor meinem Zuhause wieder vor dem tiefen Loch in Straße und Bürgersteig zu landen.
Mein Nachbar, dessen Grundstück wie eine Halbinsel gleich an 3 Straßen grenzt - die aufgebaggerte, meine und die die zu den Feldern führt, fegte fröhlich seine Wege und warf mir ein wenig Baustellen-Smalltalk in den Weg.
"Ja", sagte ich, "ich muss jetzt auch wieder komplett rum um den Block um nach hause zu kommen!"
Ich bekam erneut einen leicht verwirrten Blick ab (ha! mit über 40 habe ich es doch ganz gut raus, Männer zu verwirren!) und wurde freundlich eingeladen, doch einfach durch seinen Garten zu gehen.
Dass ich auf diesen Gedanken nicht von alleine gekommen bin, ist mir allerdings nicht peinlich.
Ich bin ganz froh, dass ich jemand bin, der die Grenzen anderer automatisch wahrt - und naja, die paar Meter um den Block hätten meiner Figur durchaus nicht geschadet ...
Gut ja ... Konzentrationsfähigkeit einer Amöbe ... Urlaub wäre vielleicht eine Idee ...
PS die Baustelle ist nun eindeutig weiter nach rechts gezogen und ist an meiner Straßeneinmündung vorbei. Zumindest für eine Weile ...
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