Der frühe Vogel ...

Vorhin wurde ich vom Gesang einer Fasanen-Henne geweckt, der sich so gar nicht in meinen Traum integrieren ließ.
Sie saß direkt in dem schrägen Birnbaum vor meinem Fenster und rief ihren Gatten.
Sicherlich um ihm zu zeigen, wie niedlich das dicke Mensch da in seinem Bettchen lag und schlief ...
Die Henne klingt ganz anders als ihr Herr Gemahl.
Sie hat einen eher sehnsuchtsvollen Ruf.
Fasane sind übrigens nicht monogam.
Unser Hahn lebt mit 5 Hennen zusammen und macht einem fast die Vielehe schmackhaft, denn während der Hahn seinem Tagesgeschäft nachgeht und gelegentlich seinen Blechdosenschepper-öhm-Gesang ausstößt, glucken die Hennen gemütlich zusammen und tratschen über ihn.
Da bin ich sicher.
Und natürlich sind das auch nicht wirklich meine Fasane.
Sie sind ... wild ... jawohl!
Und ich habe hier rundum klargemacht, dass ich sie in einer Form mag, die nichts mit rupfen und kochen zu tun hat, nachdem ich immer wieder hilfsbereite Angebote bekam, mir mit meinen Fasanen zu "helfen".
Ach, ich liebe mein Schlafzimmerfenster!
Als die Architektin damals vorschlug, genau dort ein Fenster in das Haus zu machen, habe ich sie noch ungläubig angestarrt. Ein Fenster in ein Haus brechen, wo seit Jahrhunderten (doch, wirklich) kein Fenster war?
Mag ein Haus so etwas?
Verkraftet es das?
Ja, tut es!
Auch diese wundervolle Idee mit dem Wintergarten hat es gut weggesteckt.
Ich glaube, insgeheim wollte die Kate immer schon genau so aussehen.
Von düster feucht hin zu einem lichten, fröhlichen Zuhause.

Anhand meines Fensters merke ich denn auch gelegentlich, dass ich in die Jahre komme, denn wenn ich hier so in meinem Bett sitze, mir meinen morgendlichen Kaffee schmecken lasse und mich durch meine Bücher schmökere, entzückt mich so manches Tier so, dass ich den großen Fehler mache, meine Brut an diesen Erlebnissen teilhaben lassen zu wollen.

Aufgeregt, mit geröteten Wangen und leuchtenden Augen steht Mami dann plötzlich bei den Kinderlein am Bett und berichtet von einem Eichhörnchen, das jetzt ganz eindeutig zur neuen Stammbesetzung auf meiner Gartenbühne gehört.
Oder den 3 Rehen, die öfter mal kommen.
Oder dieser ganz besonders schönen Amsel, die den Rest des Riesenmeisenknödels für sich entdeckt hat, oder ...
Wer Kinder diesseits der 12 hat, kennt vermutlich den "Jaaaaa, Mama"-Blick, gern gefolgt von einem ungläubigen Blick auf die Uhr, wiederum gefolgt von einem demonstrativen Verschwinden unter der Bettdecke.

Pah!

Wenn es bedeutet, alt zu werden, dass man Spaß an so etwas hat, altere ich doch ganz gerne.
Evtl. sollte ich mal schauen, ob mich mittlerweile auch Heimatfilme begeistern können.

Wobei ich zugeben muss, dass ich meine Kinderlein durchaus verstehen kann.
Meine Mutter hat ein Vogelhaus vor ihrem Wohnzimmerfenster hängen und füttert seit meiner Teenie-Zeit dort zu allen Jahreszeiten die Vögel.
Im Bergischen! Neben dem Haus ist ein Feld, dahinter ein Wald.
Die Vögel verhungern da echt nicht ... und Hölle! wann immer sich in dem Haus mal etwas anderes blicken ließ, als die dauerkackenden Meisen, dann mussten wir auch umgehend kommen und uns daran erfreuen ...

Das ist aber auch gaaaar nichts im Vergleich zu dem Pflaumenbaum neben meinem Birnbaum.
Beide tragen übrigens lächerlich wenig Obst, was gut ist, denn sie tragen es in schwindelerregender Höhe und so ernte ich nicht, sondern überlasse meinen Schildkröten das Fallobst, mit dem sie sich dann den Winterspeck anfressen.

Der Birnbaum hat netter Weise ein Astloch in direkter Sichtweite meines Fensters und:
tataa! es ist schon wieder bewohnt!
Meisen, die verzweifelt versuchen, mit einem mit Nistmaterial übervollen Schnabel durch so einen schmalen Spalt zu kommen, sind noch niedlicher als Coffee, wenn sie mit einem riesig langen Stock durch den Wald rennt ... (ok, das war teilweise nicht niedlich und führte dazu, dass mir aus Mitleid die Mundwinkel schmerzten - oder hatte ich besagten Mund beim Lachen zu weit aufgerissen? Egal, jedenfalls bekam sie bald den Gummiball an der Strippe, mit dem sie nun nicht mehr dauernd aus vollem Lauf so schmerzhaft gestoppt wird.)
(Ok, die ganze Wahrheit ist, sie bekam den Gummiball an der Strippe, nachdem ich zum zweiten Mal so einen Stock von hinten in die Kniekehle bekam, als sie an mir vorbeirennen wollte. Labbis haben echt Kraft - ich bin beide Male wie gefällt eingeknickt und auf den Boden geplumpst)
Ah, ich sollte meine Mami doch gleich mal anrufen und ihr erzählen, dass meine nistenden Meisen viiiiiel süßer sind, als ihre verfressene Bande.
Ostersonntag, morgens um 7 Uhr - perfekt!

Dann kann ich ihr auch gleich noch erzählen, dass wir jetzt den Strandkorb im Vorgarten stehen haben. In ein paar Wochen werde ich dort in der Sonne sitzen und mich über die Hummeln im über und über blühenden Kirschpflaumenbaum freuen.
Letzten Sommer lauschte ich völlig entzückt dem Gebrumme unzähliger Hummeln, als mein Töchterlein missmutig dazu kam und ätzte: "Hier stinkt es nach Hummelpisse!"

pft ...

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