Coffee in der Schlei


Heute haben wir einen verregneten, aber wunderschönen Ausflug gemacht.
In Olivers Zeltcamp war Elterntag.
Da es täglich regnet, habe ich einen Schwung trockener Sachen, Naschis und ein paar Flaschen Apfelschorle für meinen Sohn eingepackt. Und Coffee, meine Schwester und meine bildhübsche Nichte.
Die junge Dame ist so um die 20 und ich wette, während ich hier sitze und tippe, gibt es ein paar junge Polen, die sich leise seufzend an sie erinnern.
Auf dem Weg nach Flensburg haben wir nämlich in Schleswig Halt gemacht, Kaffee und Torte im Traumcafe genossen, während es draußen wieder mal wie aus Eimern goss und danach bummelten wir durch die kleinen Gässchen vom Holm.
Holm ist ein dänisches Wort für eine kleine Insel - und genau das war dieser Holm einmal. Eine kleine Insel in der Schlei. Jetzt ist es keine Insel mehr, aber eine sehr nette Ecke von Schleswig, in der kleine Fischerhäuser stehen, vor denen derzeit üppige Rosentstöcke, Lavendel und Stockrosen blühen.
Ein Gässchen zwischen den Häusern führt zur Schlei runter und da wir dort allein waren, ließ ich Coffee von der Leine, die auch begeistert ins Wasser ging und ihre Runden schwamm.
Gelegentlich kamen noch andere Touristen runter, guckten schwimmenden Hund und freuten sich.
Alles war gut.
Alles war gut, bis Coffee eine Boje entdeckte.
Ball!
Zielstrebig nahm Coffee Kurs auf die Boje und wir haben herzlich gelacht.
Lange.
Aber irgendwann begann meine Nichte damit, sich große Sorgen um Coffee zu machen.
Das war der Moment, wo dann die polnische Reisegruppe mit ihrem Stadtführer auftauchte.
Die Polen waren begeistert von der Schlei und Coffee, die energisch versuchte, den tollen großen Ball an Land zu bringen.
Es war nur eine etwa fußballgroße Boje und Coffee hatte sie an der Seite gepackt, wo sie vertäut war. Mit dieser Beute im Maul schwamm sie eifrig aufs Land zu.
Dass sie nicht von der Stelle kam, merkte mein Hund nicht.
Mein Hund brachte mit Feuereifer einen großen, tollen Ball an Land.
Meine Nichte war der Meinung, dass Coffee mittlerweile vollkommen entkräftet sei und es nur noch eine Frage von Minuten wäre, bis sie in den Fluten versänke.
"Ich geh' sie holen!", sagte meine Nichte resolut.
Ich versuchte es ihr auszureden und begann Coffee laut zu rufen.
Coffee hörte aber gar nichts.
Da sie kräftig strampelte und der Wind die Schlei zu kleinen Wellen faltete, dürfte von meinen energischen "Coffee! Aus!" und "'Coffee! Komm!" s rein gar nichts bei ihr angekommen sein, denn Coffee strampelte in großer Begeisterung weiter.
Mein unerhörtes Rufen überzeugte nun aber anwesende Polen, meine Nichte und Rest-Touristen davon, dass der Hund gerettet werden musste.
Insbesondere männliche Polen waren sehr dafür, dass meine Nichte den Hund rettet.
Dringend!
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, zumindest freute ich mich über diese seltsame Mode, bei der kurze Kleider über Jeans getragen werden.
Die Augen einiger Touristen wurden kugelrund und glasig, als meine Nichte aus ihren Jeans schlüpfte und dann in ihrem kurzen Kleidchen zu Coffee stakste.
Coffee wollte übrigens nicht gerettet werden.
Coffee wollte den tollen großen Ball an Land bringen und war weiterhin besten Mutes, dies auch zu schaffen.
Ich weiß nicht, ob es nicht tatsächlich irgendwann sehr nötig geworden wäre, zu ihr zu gehen und sie von der Boje zu trennen, ich weiß nur, dass sie selbst beim Eintreffen meiner Nichte nicht dankbar ob ihrer Rettung war.
Wenn ich ehrlich bin - Coffee liebt Menschen.
Coffee liebt auch meine Nichte. Immer noch.
Aber nachdem sie mit Jutta wieder an Land gekommen war, musste ich den nassen Hund anleinen und festhalten, damit sie nicht unverzüglich wieder zu ihrem Bojen-Ball schwamm.
Der Reiseführer hat gar nicht erst versucht, seine Reisegruppe vom Anblick meiner nassen Nichte zu lösen. Ein ausgesprochen netter Anwohner reichte meiner Nichte 2 große, flauschige Handtücher vom Balkon und nachdem seine Frau nur zwei dreimal laut nach ihm rief, verließ er auch den Balkon wieder, so dass meine Nichte sich relativ ungestört unter den Augen einer höchst interessierten Reisegruppe umkleiden konnte.
(meine Schwester und ich hatten nach diesem Umkleiden deutlich weniger Jacken und Pullis an als vorher ...)
Einige Polen haben sich dann gegenseitig mit Coffee fotografiert.
Einige Polen hatten Sekunden später klatschnasse Pfoten- und sonstige Abdrücke auf ihren Klamotten -und ein paar nette Fotos.
Nicht so nett, wie sie dachten, denn statt umkleidender Nichte war dann freundlich lächelnde Tante der Nichte im Hintergrund der Bilder.
Ich nehme meine Pflichten als Patentante nämlich wahr und stellte mich strategisch günstig zwischen Kamera und Nichte. Genau dafür hat man wohl eine Patentante ...

Die Geschichte, wie Coffee das Brötchen aus der Alster rettet, ist seit heute getoppt von "wie Coffee die Boje aus der Schlei holen will und von meiner Nichte gerettet wird"

Kommentare

  1. Wunderbar *lachtränenabwisch* - dieser Hund ist wirklich gut :-)
    ..........ihr aber auch..............

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  2. Hahahaha *roflundTränenabwisch*da wäre ich zu gern dabei gewesen.
    Bitte mehr Coffee-Geschichten :-D
    LG

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