Mami, darf ich fahren?

Ui, sage ich nur ...
Ich habe einen neuen Lebensabschnitt erreicht.
Das war mir gestern noch gar nicht so klar, als ich meiner Tochter zum Führerschein gratulierte.
Als wir heute in Rendsburg unsere Einkäufe ins Auto räumten, meinte sie dann:
Mami, darf ich fahren?
Ich lachte herzlich, bis mir aufging, dass das ihr voller Ernst war.
Ich habe meinen Führerschein dabei!

Mein Väterchen hatte sich mal blöd verletzt und so kam er in den Genuss meiner Fahrkünste, da ich ihn als Führerscheinfrischling dann prompt einen Monat lang zur Firma gefahren habe.
Ach, es war so niedlich, wie er sich so ganz nebenbei mit der rechten Hand immer oben an dem Griff festhielt und mit der linken Hand ins Wedeln geriet, wenn ihm irgendwas "knapp" erschien.
Ja, selbst schuld, denn beim ersten Mal hatte er mich nach so einer Verkehrsverengung veräppelt, er habe gedacht, ich wolle dort parken, weil ich doch recht vorsichtig gefahren war.
Am nächsten Tag bin ich dort mit unvermindertem Tempo drüber gehoppelt und da klammerte er sich nicht nur mit beiden Händen an den Griff, sondern bremste auch noch kräftig - hätte er jedenfalls, wenn auf der Beifahrerseite eine Bremse gewesen wäre.
Hach ja ...
Wie bei modernen Ritterspielen habe ich ihn dann täglich mit dieser Stelle gequält und fand mich echt witzig.

Ich habe also nicht geklammert.
Jedenfalls nicht mit den Händen.
Die hatte ich ganz locker und entspannt in meinen Bauch gekrallt.
Michaela fuhr ganz ruhig und ließ sich von den Autofahrern hinter uns nicht weiter beeindrucken, die evtl. etwas schneller fahren wollten.
An ihr lag mein Bungee-Jumping aus der Achterbahn Gefühl nicht.
Es war mehr so meine Psyche, die mir plötzlich Babypopo auf Wickelkommode vor mein inneres Auge schaltete. Hach, was hat mein Baby immer gekichert, wenn man einen Pustekuss in den Bauchnabel blubberte ...
Wah! Das ist doch noch gar nicht so lange her!
Oh, oh, ob sie weiß, dass da vorne eine Kurve kommt?
Ob sie nicht doch mal runterschalten möchte?
Soll Sprit sparen, dieses Fahren im hohen Gang.
Fühlt sich aber falsch an.
Der ganze Beifahrersitz fühlt sich falsch an!
Ich merkte, wie ich bremste. Da, wo keine Bremse ist.
Und einmal "uite" ich dann doch und grübelte, ist es die Sitzheizung oder leicht panische Inkontinenz? (Es war die Sitzheizung)
Doch, das Kind fuhr gut.
Halt nein, die Anfängerin unter den Erwachsenen ...
Es ist der Beifahrersitz.
Vermutlich ist er einfach ganz anders geformt, als der Fahrersitz.
Irgendwie schleudersitziger?
Ich fand, meine Tochter machte das Klasse mit dem Fahren.
Und ich machte das Klasse mit dem Beifahren.
Also fürs erste Mal ...
... dass ich doch geklammert hatte, merkte ich, nachdem sie vorbildlich in Parkposition mein Lenkradschloss einklacken ließ.
Ich merkte in dem Moment, dass ich wohl die ganze Zeit sehr vorbildlich Rückbildungsgymnastik betrieben hatte ...
Ihr wisst schon, diese Übung in Sachen Stärkung des Beckenbodens ... haha - noch ein paar Wochen und dem Thema Alters-Inkontinenz ist auf ewig vorgebeugt ...

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