Hundeerziehung

Labbis gelten als ausgesprochen intelligente, anhängliche Hunde, die meist gar nicht wissen, dass sie beißen können.
Befragt man unsere Katzen, erhielte man die Auskunft, dass Labbis ausgesprochen lästige, aber harmlose Zeitgenossen sind, die man von der Stelle bewegt, indem man ihnen eine Kralle in die Nase schlägt.
Die Notwendigkeit des Fortbewegens entsteht durch die Labbi-Angewohnheit, mit dem Kopf in der Katzenklappe zu schlafen.
Unsere Katzen hauen den Hunden mittlerweile mit einer Gelassenheit auf die Nase, mit der unsereins auf Fahrstuhlknöpfe drückt. Auch mit dem Mehrfachdrücken bei Eile und Ungeduld ...
Da ich weiß, dass Labbis zu Blinden-, Drogen und sonstwas-Hunden ausgebildet werden können, habe ich auch noch nicht aufgegeben, unseren Hunden das kleine Einmaleins des guten Benehmens beizubringen.
Coffee ist ausgesprochen gutmütig, aber nicht immer meiner Meinung.
Sie hat mittlerweile akzeptiert, dass ich nicht angesprungen werden möchte, aber in ihrer Welt bin ich eine Ausnahme von der Regel, dass man Menschen freundlich durch Anspringen und heftiges Lecken begrüßt.
Es gibt eine Ausnahme:
einen Typ Mann begrüßt man, indem man abrupt neben ihm stehen bleibt, ihm energisch die Schnauze in den Schritt rammt und interessiert herumwühlt, das heftige Erröten des Frauchens und die Ratlosigkeit des Mannes ignorierend.
Coffee ist ziemlich mannstoll.
Anders kann man das nicht nennen.
Tiefe Stimmen machen sie nahezu willenlos und entmachten mich komplett.
Da es zwecklos ist, sie dann noch zu rufen, habe ich es aufgegeben, denn ich habe bemerkt, dass es ihre Lustobjekte meist weniger stört, von ihr begrüßt zu werden, bis ich sie wieder an der Leine - oder an der Leine weitergezogen - habe, als wenn ich dabei auch noch laut und nutzlos herumrufe.
Es gibt dabei auch durchaus schlagfertige Zeitgenossen ...
Ein junger Mann versicherte mir nach Coffees stürmischer Begrüßung seines Schrittbereichs: "Ah, genau das habe ich gerade gebraucht!"
Vielleicht eine neue Geschäftsidee ...
Aber wenn ich ehrlich bin, halte ich es doch eher so, dass ich meine Hunde nur zu Ausflügen in menschenleere Gegenden mitnehme.
Knut hört nämlich noch seltsamer.
Er liegt zwar gerade zwischen auf und unter meinen Füßen und das tut er immer sobald ich meine Füße ruhig halte oder er meint, ich wolle sie ruhig halten. Aber seine "Befehlskette" ist noch länger als Coffees.
Gelegentlich rufe ich "komm!" und Knut dreht sich erst um, entdeckt dann, dass Mami andere Prioritäten setzt und folgt dann doch lieber ihr.
Gelegentlich gehe ich nun mit Knut alleine los, was nicht einfach ist, denn wenn Mami nicht mit dabei ist, hält er den Platz zwischen, unter und auf meinen Füßen für den einzig sicheren Ort der Welt und ich erhalte ein Gratis-Koordinationstraining vom Feinsten.
Gelegentlich übe ich mit den Hunden ohne Leine zu unserem Feldweg zu gehen. Halt!
Ich übte.
Nach kurzer Überlegung habe ich diese Idee wieder aufgegeben, obwohl es gelegentlich ganz fantastisch klappt.
Morgens gegen 3 Uhr oder wenn gerade ein WM-Spiel unter Beteiligung der Deutschen läuft ...
Sprich, wenn keiner von Coffees Lieblingsmännern zwischen uns und dem Feldweg unseren Weg kreuzt.
Dabei habe ich mich genau an das Buch gehalten und dafür gesorgt, dass beide Hunde voll auf mich konzentriert blieben.
(ok, ich hatte Leckerlis in der Hand, von denen beide bekämen, sobald wir den Feldweg erreichten und beide Hund brav bei Fuß blieben.)
Kurz vor dem Feldweg wohnt eine nette Familie mit netten Familienvater.
Und was macht dieser Kerl?!
Er grüßt mich!
Verklagen sollte man solche Menschen!
Coffee hörte nur ein brummbassiges "Hallo!", verlor umgehend jegliches Interesse an unserem wunderschönen Erziehungsspiel und rannte rüber zum Nachbarn, der mit einem Milchkarton in Händen etwas wehrlos war.
Durch die offene Tür rannte Coffee noch schnell ins Haus, begrüßte die Gattin, die Schwiegermutter und das Kleinkind. Klaute dem Kleinkind das Frühstücksbrötchen und kam wieder raus.
Draußen jagte Knut ihr umgehend das Brötchen ab und während ich beide wieder anleinte, stammelte ich leise gedemütigt einen Schwung Entschludigungen.
Leider habe ich keine Chance auf Besserung, denn der Familienpapi knuddelte nun begeistert meine Hunde durch, während sich beide noch Marmelade und Brötchen von den Lippen leckten.
Der Anreiz für die Hunde, weiter beim Erziehungsspiel mitzuwirken, ist angesichts der marmeladigen Schmuseeinheiten, die es dort gibt, natürlich gering.

Und das nächste Mal erzähle ich Euch von den Nachbarn hinter der Koppel mit dem gut gepflegten Koi-Teich ... und weshalb ich immer einen Stapel Lübecker Marzipan im Haus habe ...
Kommt mir nicht mit Hundeschule ... da waren wir ...

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