Die Deutsche Botschaft in London ...

Ich kann mich ehrlich gesagt überhaupt nicht darüber aufregen, wenn eine Ministerin mit ihrem Dienstwagen in den Urlaub fährt.
Wenn ich sehe, wohin gutbezahlte Menschen mit ihren Firmenwagen all so hinfahren, zucke ich nur die Achseln, unterdrücke die Sache mit dem Sozialneid und hoffe mal, dass sie alle ihren Job so gut machen, dass ihnen diese Vergünstigungen zustehen.

Was mich nervt sind Menschen, deren Gehälter wir von unseren Steuergeldern finanzieren, die dann einen miesen Job abliefern.

Mein Töchterlein zB weilt gerade in England und hat es prompt geschafft, ihren Ausweis direkt bei der Hinreise zu verlieren.
Ich hielt es für ein Glück, dass sie mit der EF Ferienschule unterwegs ist, mit der ich schon in den Urlaub geschickt wurde. Die sollten hinreichend Praxis haben um routiniert mit verlorenen Pässen umgehen zu können.
Ich machte mir also keine Sorgen und das war falsch.
Glücklicherweise machte sich Felix Sorgen (und ich boshafte kleine Scherze darüber) - aber viel gebracht hat das auch nicht.
Ok, ich telefonierte mit EF und die bestätigten mich in meiner Sorglos-Haltung:
Eine Betreuerin würde mit Michaela in die Botschaft fahren und ihr einen Ersatzausweis besorgen.
Felix hat sich mit der Botschaft in London in Verbindung gesetzt, die ihn baten, Kopien von unseren Pässen zu faxen und unsere Einverständniserklärungen, zu einer Ausstellung eines Ersatzausweises.
Beides hat er gefaxt - rechtzeitig, denn er treibt sich jetzt in Südafrika herum.
Gestern rief mich nun die kompetente EF-Betreuerin vor Ort an.
Sie seien bei der Deutschen Botschaft in London gewesen und dort habe man ihnen gesagt, dass sie keine Passkopien oder Einverständniserklärungen von uns hätten und die entsprechenden Sachbearbeiter seien beide im Urlaub.
Mein Kind wurde nun ohne Ausweis wieder nach Oxford zurückgeschickt.
Die EF Betreuerin erklärte mir nun - übrigens über das Handy meiner Tochter, auf dem leider kaum noch Geld ist - ich müsse das alles erneut schicken.
Meinen Einwand, dass wir alles schon geschickt hätten und ich die Unterlagen nicht hier hätte, beantwortete sie mit dem freundlichen Hinweis, dass meine Tochter dann am Sonntag eben nicht mit zurückreisen könnte - und legte auf.
Danach war meine Tochter nicht mehr zu erreichen.
Toll!
Ich habe nun zufällig keine Passkopie meines Ex-Mannes und auch keine Einverständniserklärung von ihm, ihr einen neuen Pass auszustellen.
Ach, und bei der Deutschen Botschaft in London landet man unweigerlich auf einem Band mit tollen Ansagen, sobald man sagt, dass es um einen Pass geht.
Ich bin gleich achtmal auf diesem Band gelandet und spürte so langsam eine leise Ungeduld ...
Ich rief also in Berlin bei EF an, wo man meine Aufregung darüber, dass man mir gesagt hatte, dass meine Tochter am Sonntag nicht zurückreisen könnte, nicht recht nachvollziehen konnte.
Ok, die haben tatsächlich langjährige Praxis.
Evtl. nicht wirklich darin, wie man an einen Ersatzausweis kommt, aber darin, kurz vor der Hysterie stehende Mütter abzuwimmeln.
Ich bekam den ungemein hilfreichen Hinweis, dass dies alles nicht die Schuld von EF sei, sondern von der Deutschen Botschaft in London.
Toll! Mein Kind hatte keinen Ausweis, könnte Sonntag nicht zurückfliegen, aber ich hatte einen Schuldigen! Na, wenn einen das im Leben nicht weiterbringt, dann weiß ich ja auch nicht!
Meinen Hinweis, dass ich viel lieber einen Ersatzausweis für mein Kind hätte, beantwortete man ungemein kompetent mit 2 Telefonnummern der Deutschen Botschaft in London, die ich noch nicht angerufen hatte.
Ich holte das umgehend nach.
Bei der einen Nummer landete ich von vornherein auf einem Band.
Die zweite Nummer führte mich zu einem netten Menschen, der zwar in der Deutschen Botschaft in London arbeitete, aber rein gar nichts mit Pässen zu tun hätte.
Er beglaubigt nur irgendwelche Dokumente.
Aber er war nett.
Er erzählte mir, dass man niemals Unterlagen an die Botschaft faxen sollte, weil so etwas schnell verloren geht! (ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken, weshalb Unterlagen in der Deutschen Botschaft in London evtl. generell schnell verloren gehen, aber eine Andeutung dieses Umstands hatten wir auch schon von der - derzeit im Urlaub weilenden - Miss Berge der Passstelle bekommen: unsere Faxnummer lautet 0044 207 824 XXX aber wir würden es bevorzugen, wenn ihre Tochter diese Unterlagen selbst mitbringen könnte (vielleicht könnten Sie ihr diese auch per Fax oder Email zukommen lassen.)
Leider, leider, leider hatte meine Tochter kein Faxgerät im Gepäck und uns war kein Fax- oder Email-Anschluss in ihrer Nähe bekannt ...
Der nette Botschaftsangestellte stellte mich übrigens umgehend zur Passstelle durch.
Eher gesagt zu dem Band, das ich nun schon zum 9. Mal zu hören bekam.
(ich hoffe, ich klinge nicht undankbar ...)
Plötzlich geschah ein Wunder:
mein Telefon klingelte und es meldete sich jemand von der Deutschen Botschaft in London - von der Passstelle!
Ich hatte nun echt die Angestellte am Telefon, die mein Kind mit der Auskunft, sie könne weder unsere Passkopien noch Einverständniserklärungen finden, nach 3 Stunden Fahrt einfach im Stich gelassen hat.
Ich werde jetzt nicht sagen, wie es dazu kam, aber genau von dieser Frau habe ich vorhin eine Email bekommen:

vielen Dank wir haben nun alle Unterlagen und werden ihrer Tochter einen Rückkehrausweis ausstellen!!
Bitte entschuldigen Sie nochmal die Unannehmlichkeiten!!

Mit freundlichen Grüßen
aus London


Prima!
Jetzt muss mein Kind nur noch einmal von Oxford zur Deutschen Botschaft in London fahren.
Dauert ja keine 3 Stunden ... und kostet auch nur wieder 32,- Pfund.
(heute 1 Pfund Sterling = 1,17590211 Euro)

Wirklich, eine Ministerin, die mit ihrem Dienstwagen in den Urlaub tuckert, kann mich nicht annähernd so aufregen, wie der Umgang irgendwelcher Botschaftsangestellten mit meinem Kind.

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