Intimität und Pose

Nachdem ich Montag die Motorsense aus dem Schuppen geholt hatte und mir stundenlang Gräser und Unkräuter um die Nase flogen, die ich ausdauernd niedermähte, suchte ich gestern dann den Kontrast zu meinem Landleben und fuhr nach Hamburg.
Ich hatte nämlich entdeckt, dass in der Kunsthalle eine Ausstellung mit den Plastiken Degas' läuft.
Noch bis Anfang nächster Woche.
Da Museen und ihre Ausstellungen an den Wochenenden eher überfüllt sind, schwänzte ich gestern die Arbeit an der Hausfrauenseite, fütterte TomTom mit der Adresse der Kunsthalle und düste los ins Ungewisse.
Wenig überraschend liegt die Kunsthalle in der Innenstadt und entsprechend knifflig war es trotz TomToms Hilfe ins Parkhaus der Kunsthalle zu finden.
Um den Nervenkitzel noch zu erhöhen war ich mal wieder mit eher leerem Tank unterwegs.
Die auf dem Weg liegenden Tankstellen entdeckte ich allesamt immer genau dann, wenn ich gute 2 Fahrspuren weiter links war.
Mit einer Rest-Reichweite von 6 km parkte ich mein Auto im Parkhaus und genoss Degas.
Nicht, dass ich Ahnung von Degas hätte.
Ich gucke nur gerne.
Und seine Plastiken finde ich fast noch schöner als die Bilder.
(die von den Ballerinas - ich maße mir die Bemerkung an: Pferde waren nicht so seins ;-)
Die Ballerinas seiner Zeit scheinen deutlich üppiger als die fragilen Gestalten, die heute über die Bühnen hüpfen. Ich hatte auch ein herziges Wiedersehen mit "Frau in Bratpfanne", eine Plastik, die eigentlich "le tub" heißt - Frau im Wannenbad. Aber glaubt mir, im ersten Moment wähnt man sie in einer Bratpfanne ...
Beim Verlassen der Ausstellung habe ich mir Kitsch gegönnt.
Richtig schönen Kitsch ...
Ich liebe einfach den aufmüpfigen Blick der 14jährigen petite Danseuse und von ihr gibt es eine hm, Replik. Keine die auch nur so tut, als sei sie echt oder auch nur maßstabsgetreu.
Guter, ehrlicher Kitsch mit aufmüpfigen Blick :)
Und eine Postkarte mit einem Spruch Degas', den sich die Museums-Angstellten weltweit auf ihre Kleidung drucken sollten:

Bei Leuten, die etwas von der Kunst verstehen, bedarf es keiner Worte.
Man sagt "Hm! Ha!" oder "Ho!", und damit ist alles ausgedrückt.


Ach ja, die Rückfahrt ...
Bei einer Rest-Reichweite von 1 km hatte ich ein deutlich mulmiges Gefühl im Bauch, bei 0 km wurde das nicht unbedingt besser, aber bevor die Anzeige in die Miesen rutschte, fuhr ich an die rettende Säule und gönnte mir auch noch einen Kaffee dazu.

Kommentare

  1. Ehrlich - die Bilder gefallen mir besser. die haben so etwas ätherisches.

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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